Das „Institutsvorhaben“

Ende 1990 gründete der Naturschutzbund das Institut für Ökologie und Naturschutz e.V. (IfÖN). Es hatte seinen Sitz in Gosen und leistete einen wichtigen Beitrag für die großflächige Bewahrung ökologisch wertvoller Naturgebiete im Osten Deutschlands.

Am 20. November 1990 schrieb Prof. Dr. Michael Succow den ostdeutschen Landesverbänden des Naturschutzbunds einen Brief. Handschriftlich, da er alleine im Gosener Büro arbeitete. Er informierte über BMU-Gelder aus nicht verbrauchten Fördermitteln, von denen er und der Bundesgeschäftsführer Günter Mitlacher Kenntnis erhalten hätten. Und er berichtete, dass sie quasi „aus dem Handgelenk“ Förderanträge geschrieben hätten, um unter anderem das „Institutsvorhaben“ „längerfristig materiell abzusichern“.

Hinter der Idee des Naturschutzinstituts in Trägerschaft des Naturschutzbunds stand das Ziel der Entwicklung „neuer Konzepte unter Berücksichtigung aller bekannter Fragestellungen“. Konkret sollte das Institut für Ökologie und Naturschutz (IFÖN) von Gosen aus die Ausweisung von Schutzgebieten in den östlichen Bundesländern durch Kartierungen und Gutachten fachlich kompetent unterstützen. Studien, wie jene von Ernst Pries zum „Naturschutzwert ausgewählter Truppen- und Standortübungsplätze auf dem Gebiet der fünf neuen Länder“ würden künftig von einer solchen Einrichtung bearbeitet werden können. Auch die naturschutzfachliche Bewertung von Eingriffen in die Landschaft und den Naturhaushalt, die in den neuen Bundesländern notwendig werden würde, sollte zum Aufgabenspektrum gehören.

Um die Lasten, die der Betrieb eines Instituts mit sich bringt, auf möglichst viele Schultern zu verteilen, wurde das IFÖN als Verein konstituiert. Zu den ersten Landesverbänden, die im September 1990 ihre Mitgliedschaft erklärten, gehörten der LV Saarland (24.9.1990) und der LV Schleswig-Holstein (24.9.1990). Weitere Landesverbände und der Bundesverband traten dem Trägerverein im Laufe des Jahres 1991 bei. Eine Förderung durch das Bundesumweltministerium ermöglichte die Ausstattung mit Sachmitteln. Außerdem konnten Büromöbel und Fahrzeuge von der Nationalen Volksarmee übernommen werden.

Michael Succow leitete das IfÖN als ehrenamtlicher Direktor. Im September 1991 beschäftigte es 12 ABM-Kräfte. Sie führten im Rahmen des Projekts „Beurteilung des Naturschutzpotentials militärischer Flächen in den fünf neuen Bundesländern“ eine „erste Schnellbewertung“ der Gebiete durch. Für jeden einzelnen Truppenübungsplatz erstellten sie eine Text- und Fotodokumentation, die das „große ökologische Potential“ der Übungsplätze belegte.

Angesichts der mehr oder weniger zur Disposition stehenden 970.00 Hektar eine beachtliche Aufgabe und große Chance für den Naturschutz. Als im Jahr 1994 auch die letzten Einheiten der Westtruppe der sowjetischen Streitkräfte abzogen und die Übungsplätze frei wurden, konnten viele als Schutzgebiete ausgewiesen werden. Die Arbeit des „Institutsvorhabens“ und die Lobbyarbeit des NABU hatten am Gelingen des „zweiten Nationalparkprogramms“ einen wesentlichen Anteil.

Für den NABU stieß die Arbeit des IfÖN die strategische Diskussion um die Bedeutung des Grunderwerbs für den Naturschutz und den Verband an. Am Ende stand die Entscheidung, mit der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe ein verbandseigenes Instrument des Flächenkaufs und naturschutzgemäßen Flächenmanagements zu schaffen. Heute engagiert sich die NABU-Stiftung deutschlandweit in 266 Schutzgebieten und bewahrt über 16.000 Hektar für die Natur.

Text: Ralf Schulte

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